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Die Tagebücher des Vladimir Rasputin Putin
Im Frühjahr 2035 wird die bekannte Zeitschrift Sternstreifen-ILLU eine mediale Bombe zünden:
Vorgeschichte Anfang 2035 befand sich der weltbekannte Sensationsreporter Hermann Owillje *1 als "embedded journalist" zusammen mit der "13th Rifle Security Company" der US-Marines *2 in der iranischen Wüste, als man ein schon halb vom Wüstensand bedecktes Wrack eines russischen Kurierflugzeugs entdeckte. Da es gerade eine Pause im Kampf gegen (mal' wieder) "islamische Insurgenten" gab, fanden unser Reporter und die Marines Zeit, das Wrack etwas näher zu untersuchen. Im Inneren fanden sie eine verschlossene Stahlkiste mit folgender Aufschrift:
"Die Geschichte des beginnenden 21. Jahrhunderts wird umgeschrieben werden müssen!" In den Tagen danach wird die Sternstreifen-ILLU sukzessive Auszüge aus den Tagebüchern des Vladimir Rasputin Putin veröffentlichen; nachfolgend seien einige davon zitiert.
23.02.2014 Sie haben es also nun getan, Sie haben die ukrainische Regierung weggeputscht. Wie üblich haben unsere amerikanischen "Freunde" auch einen einen schönen Namen dafür gefunden: "Euro-Maidan". Nun ja, in gewisser Weise verständlich, dass sie die 5 Milliarden Dollar, die Mrs. Nuland schon in diesen regime change investiert hatte, nicht vergeudet sehen wollten. Dabei hatten wir sie lange genug gewarnt, dass eine NATO-Ukraine für uns aus grundsätzlichen Sicherheitsüberlegungen heraus unakzeptabel sein wird - schon Boris Yeltzin hatte es ihnen mitgeteilt. Aber auch meine Warnungen, z.B. 2007 auf der Münchener Sicherheitskonferenz, scheinen auf taube Ohren gestossen zu sein. Jetzt werden wir rasch handeln müssen, um wenigstens den Stützpunkt unserer Schwarzmeer-Flotte in Sewastopol zu erhalten. Nur gut, dass die Bevölkerung der Krim ja schon in verschiedenen Wahlen und Referenden gezeigt hat, dass sie im Fall der Fälle lieber mit uns als mit der Kiewer Ukraine gehen wollen.
05.03.2015 Was machen wir nur mit den beiden selbsterklärten Volksrepubliken Donetsk und Lugansk im Donbas? In der Schlacht von Debaltsevo haben sie den Truppen der Kiewer Ukraine ja eine empfindliche Niederlage zufügen können - aber werden das die Gönner der Putschregierung in Kiew einfach so akzeptieren? Auch wächst in unserer Duma und unseren Medien der Ruf nach baldiger Anerkennung der Volksrepubliken - schliesslich sprechen die Bewohner dort nicht nur russisch, sondern sind überwiegend russischstämmig. Aber eine solche offizielle Anerkennung durch uns würde wohl den Weg für eine halbwegs tragfähige Kompromisslösung verstellen. Vielleicht meinen es die Europäer mit ihren Vermittlungsbemühungen ja ernst - wir jedenfalls werden versuchen, den Minsk-II-Weg zu gehen.
02.09.2018 Vorgestern wurde der DPR-Chef Alexander Sachartschenko, der Mitunterzeichner von "Minsk-II", bei einem Bombenanschlag in einem Restaurant getötet, zusammen mit einem Leibwächter. Wie kann man mit den Figuren in der Kiewer Regierung noch irgendwie zu Einigungen finden, wenn Sie zu solch eindeutig terroristischen Methoden greifen? Tröstlich nur, dass dort in der DPR der Widerstandswille angesichts solcher Anschläge eher wächst. Tausende Bürger (manche sagen über 30'000) haben sich in den Trauerzug bei seiner Beerdigung eingereiht.
09.05.2020 Die Moskauer Maiparade ist vorbei, viele Menschen feiern in kleinerem Kreis weiter. Es war schon die richtige Entscheidung, das Datum des Siegs über Nazi-Deutschland wieder aufwändiger zu feiern. Wie man auch an der regen Teilnahme am Marsch des "unsterblichen Regiments" sah. Mit Stolz zeigen die Menschen dort die Fotos ihrer im Grossen Vaterländischen Krieg gekämpft habenden Verwandten. Es ist eben ein Thema mit grosser Integrationskraft für unsere sich doch aus recht verschiedenen Ethnien zusammensetzende Nation. Bei aller Freude über diese Feier bleibt das ungute Gefühl, dass sich in der Ukraine noch mehr Unheil zusammenbraut. Die beständige Aufrüstung dort, die Ausbildung der Soldaten nach "NATO-Standard", die zahlreichen CIA- und MI6-"Berater", die die dortigen Regierungs-Büros infiltrieren, und noch dazu immer neue angebliche "Bioforschungs"-Laboratorien. Auch der Beschuss an und über die Waffenstillstands-Linie hinaus kann immer weniger als "sporadisch" bezeichnet werden. Es scheint, als sei die Ukraine nun endgültig als Hebel für einen "regime change" hier in Russland auserkoren.
18.12.2021 Gestern haben wir sowohl den USA als auch der NATO Vertragsentwürfe für ein neues Sicherheitssystem hier in Europa unterbreitet, ausgehend von dem ja schon lange von uns verfochtenen Konzept der unteilbaren und gleichen Sicherheit. Dies ist vermutlich unser letzter Versuch, den Konflikt noch "im Guten" zu lösen. Wird man in Washington und Brüssel ernsthaft auf unsere Angebote eingehen, oder wieder nur nichtssagende Worthülsen parat haben?
08.02.2022 Wenn man es nicht mit eigenen Augen im US-TV (C-Span) gesehen hätte, würde man es nicht glauben: Da verkündet der amtierende US-Präsident, dass man im Falle einer "russischen Invasion der Ukraine" der eben auch deutschen NordStream-Gaspipeline "ein Ende bereiten" werde, und der deutsche Kanzler steht daneben und findet nicht 'mal ein Widerwort. Was für ein charakterloser Kanzlerdarsteller dieser Olaf Scholz doch ist - seine Amtsvorgänger Bismarck oder Adenauer müssten eigentlich im Grabe rotieren angesichts soviel Willfährigkeit gegenüber einer angeblichen "Schutzmacht".
23.02.2022 Morgen ist es soweit: Wir werden unsere Militäraktion gegen die Kiewer Regierung starten. Ich für mein Teil habe mir den Entschluss nicht leicht gemacht: Es werden Menschen auf beiden Seiten sterben, noch mehr werden verletzt werden - Verluste, die wir gerne vermieden hätten. Wollen wir hoffen, dass wir mit einer "show of force" - wie es die Amerikaner nennen würden - die Kiewer Regierung möglichst bald an den Verhandlungstisch bringen können.
26.02.2022 Schlechte Nachrichten vom Flughafen Gostomel bei Kiew: Der Platz wurde zwar von unseren Truppen eingenommen, bleibt aber wegen starker ukrainischer Gegenwehr nur bedingt nutzbar. Im Sinne der "show-of-force"-Methode wäre es wichtig gewesen, den Machthabern dort den Zugang zum Flughafen möglichst umfassend zu verweigern. Freilich haben wir gewusst, dass es auch herbe Rückschläge geben würde. Überhaupt haben wir uns ja bei den vorbereitenden Konferenzen darauf eingestellt, nicht stur einen Plan A zu verfolgen, sondern gegebenenfalls einen Plan B oder C an dessen Stelle treten zu lassen. Wir müssen so flexibel wie möglich auf die jeweilige Lage reagieren. Worin hingegen absolut unbeirrbare Entschlossenheit in der gesamten Regierung als auch bei unseren Militärs besteht, ist die Durchsetzung unserer Kernziele: Die Ukraine darf nicht der NATO beitreten, sondern muss neutral bleiben; die gegenwärtige Kiewer Regierung muss entwaffnet werden; die Krim muss als russisch anerkannt, und für die ehemaligen Oblaste Donetsk und Lugansk muss eine weitreichende Autonomie gewährleistet sein.
30.03.2022 Gute Nachrichten aus Istanbul: Die Verhandlungsteams machen gute Fortschritte, möglicherweise können wir schon bald ein tragfähiges Friedensabkommen unterzeichnen!
31.03.2022 Schlechte Nachrichten aus New York: Die MET hat der weltbekannten Opernsängerin Anna Netrebko eine öffentliche Distanzierung abgezwungen: "...nor am I allied with any leader of Russia...". Ich persönlich werde das Frau Netrebko nicht übelnehmen, natürlich möchte sie weiterarbeiten und das tun, was sie am besten kann: Opernarien singen. Dass der "Wertewesten" aus dem politischen Kampf in und um die Ukraine nun auch einen Kulturkampf - nicht nur auf dem Feld der Oper - macht, ist allerdings höchst bedauerlich. Wir hier in Russland wollen von solcherart erzwungenen Distanzierungs-Erklärungen nichts mehr wissen: Zu gut erinnern wir uns an Lenin und Stalin und deren NKWD-gestützten Einschüchterungs-Apparat. Letztendlich unterhöhlt diese Praxis das gesellschaftliche Leben.
11.04.2022 Gestern ist der britische Premier Boris Johnson in Kiew eingeschwebt, vermutlich rechtzeitig, um das in Istanbul fast fertig ausgehandelte Friedensabkommen zu torpedieren. Wenn es so ist - woran unser Geheimdienst nicht zweifelt - dann wird dieser Krieg noch wesentlich hässlicher werden als ohnehin schon. Es hat keinen Sinn, sich etwas vorzumachen: Wir kämpfen eigentlich nicht gegen ein verirrtes Regime in Kiew, sondern gegen die gesamte NATO. Umso wichtiger, uns nicht zu Schlägen auf Territorium der NATO-Staaten provozieren zu lassen.
20.08.2022 Gerade erfahre ich , dass Daria Dugina durch eine Autobombe, die man am Fahrzeug ihres Vaters angebracht hatte, getötet wurde. In ihrer perversen Vorliebe für öffentliche Zurschaustellung ihrer Terror-Anschläge wird es wohl nicht lange dauern, bis sich der SBU oder ein anderer Kiewer Geheimdienst dazu bekennen wird. Wenn man in Kiew denkt, dass mich dies persönlich treffen würde: Ja das tut es! Schliesslich kenne ich Daria und ihren Vater schon lange. Aber an meiner - unserer - Entschlossenheit, diese Kiewer Vasallenregierung niederzuringen, wird das nichts ändern. Ich bin mir sicher, dass Alexander Dugin das verstehen, ja vielleicht gerade jetzt selber fordern wird.
28.09.2022 Vorgestern ist also der schon im Februar vom US-Präsidenten angekündigte Sabotageanschlag gegen die NordStream-Pipelines durchgeführt worden. Interessant wird werden, wem man wohl in den westlichen Medien die Schuld an der Sprengung zuweisen wird. Unsere Satellitenaufnahmen sind eindeutig: Während des BALTOPS-Manövers im Juni hatten die USA an genau der Stelle der späteren Sprengung alles versammelt, was man für so eine Sabotageaktion benötigt: Kriegsschiffe, Spezialtaucher-Ausrüstung, Unterwasserdrohnen, minenwerfende Hubschrauber und mehr. Sarkastisch formuliert könnte man sagen, dass die USA in diesem Falle ausnahmsweise einmal Wort gehalten haben...
17.03.2023 Soeben kam es in den Nachrichten: Der ICCJ hat also einen internationalen Haftbefehl gegen mich (und Frau Lvova-Belova) erlassen. Nun, sicher wird nicht einmal der ICCJ-Ankläger selber glauben, dass er mit einer auf so fadenscheinigen Anschuldigungen beruhenden Anklage vor Gericht "durchkommen" würde. Aber natürlich geht es auch garnicht darum, ob Frau Lvova-Belova und ich nun wirklich Entführungen ukrainischer Kinder veranlasst haben sollen oder nicht. Sondern es geht darum, auch denjenigen Ländern, die nicht im Korsett aus NATO- oder EU-Mitgliedschaft stecken, eine de-facto Einreisesperre für meine Person aufzuzwingen. Denn nach dem entsprechenden "Statut von Rom" wären die Unterzeichnerstaaten verpflichtet, mich bei einer eventuellen Einreise zu verhaften und an den ICCJ zu überstellen. Letztlich eine weitere der schon so "erprobten" exterritorialen Sanktionen, diesmal über "Lawfare". Daran müssen wir erkennen, dass unsere Gegner in der NATO mit uns, zumindest in der Form des höchsten Repräsentanten der Russischen Föderation, nicht einmal mehr reden wollen! Indem sie auch bisher als neutrale Gastgeber für solche Treffen bewährte Staaten wie die Schweiz, Finnland oder auch Island zu Werkzeugen ihres nun tatsächlich hybriden Krieges gegen Russland machen. Selbst unsere BRICS-Partnerländer Brasilien und Süd-Afrika werden sich Gedanken darüber machen müssen, ob persönliche Gespräche auf höchster Ebene dann nur noch in Moskau, Peking oder Delhi möglich sein werden.
29.06.2023 So langsam scheinen den EU-Funktionären bei der Formulierung ihrer "Sanktionspakete" die Ideen auszugehen. Was können wir in der jüngsten Fassung vom 23.Juni (das 12. Paket!) lesen: "...das Verbot der Beförderung von Gütern mit in Russland zugelassenen Anhängern und Sattelanhängern auf der Straße in der Union..." Da zittern wir aber, wenn nun auch russische Lkw-Anhänger "sanktioniert", also bestraft werden. Was wollen sie denn noch "sanktionieren" - vielleicht Kloschüsseln? *5 Im Ernst: Die Massnahmen der ersten Pakete, insbesondere den Ausschluss aus dem SWIFT-System und den Handel mit Erdgas und Oel betreffend, waren schon etwas schmerzhaft. Aber aus den Erfahrungen der Vorjahre hatten wir ja schon gelernt, dass "der Westen" vorwiegend auf genau eine "Wunderwaffe" namens Wirtschaftssanktionen setzt. Schon in jener denkwürdigen Pressekonferenz im Weissen Haus vom 7.2.2022 hatte dieser Olaf Scholz ja geradezu damit geprahlt, welche umfassenden und "sorgfältig vorbereiteten" Sanktionen man parat habe, um Russland für künftige Missetaten zu bestrafen. Nach über einem Jahr können wir mit Genugtuung feststellen, dass wir den "Sanktionsdruck" gut pariert haben, dieser manchmal sogar richtiggehend förderlich für die Entwicklung der heimischen Industrie und Landwirtschaft war.
18.02.2024 Nach der Publizierung des Interviews mit dem US-Journalisten Tucker Carlson am 8.Februar ernte ich auch von durchaus wohlmeinenden Kommentatoren Kritik, insbesondere für meinen Versuch, die komplexe Geschichte der ukrainisch-russischen Beziehungen bzw. der osteuropäischen Entwicklungen umfassend darzustellen. Vermutlich haben sie recht, als gerade auch das Publikum im Westen, gründlich auf ein- bis zweiminütige "sound bites" konditioniert, diese Ausführungen vermutlich als ermüdend und "schwer verdaulich" empfinden musste. Vielleicht hätte ich statt dessen gründlicher auf die eigentlichen Absichten der USA eingehen sollen, die ja - vielleicht unabsichtlich - schon in der Warschauer Rede des US-Präsidenten Biden vom März 2022 klar wurden. Als er sagte, dass "this man must go" (gemeint war ich), war das eine klare Ankündigung eines beabsichtigten "regime change" hier in Moskau - wie ihn die USA ja schon in so vielen Staaten orchestriert haben. Wobei dieser "regime change" sicher nur als erste Stufe für eine Balkanisierung der russischen Föderation - also eine Aufsplitterung in kleine und machtlose Teilstaaten - gedacht war oder ist. An dieser Stelle sind sich die russischen Völker und die derzeitige Regierung sicher einig: Das werden wir nicht zulassen, wir werden mit ganzer Kraft für die Wahrung unserer Souveränität kämpfen.
20.08.2024 Rund zwei Wochen ist es jetzt her, dass die ukrainische Armee bei Kursk in russisches Staatsgebiet eingefallen ist. Ob die Invasoren daran gedacht haben, dass wir in derselben Region schon einmal, vor 81 Jahren, eine Feindarmee vernichtend geschlagen haben? Wir werden es auch diesmal tun müssen, aber den veränderten Bedingungen im 21. Jahrhundert geschuldet, wird es wohl diesmal keine monströse Panzerschlacht sein. Wie überhaupt das "Bild" des Krieges sich in der kurzen Zeit seit Februar 2022 schon erstaunlich gewandelt hat: Panzer haben "ihr Prestige verloren", während Artillerie nach wie vor wichtig ist. Beiderseitige Drohnenaufklärung macht das Massieren von Grossverbänden schwer bis unmöglich, kleine Kampfdrohnen werden auch für kleine Gruppen von Soldaten zur ernsten Gefahr. Für uns wird die Sache noch einmal dadurch erschwert, weil wir ja nicht die "Stellungen tief im Hinterland" - von denen gerade deutsche Sofa-Generale so oft reden - bombardieren können. Denn diese Stellungen, dieses Hinterland ist von uns aus gesehen tief in den NATO-Staaten (Polen, Tschechien, Deutschland...). Wir werden also weiter das tun müssen, was wir nun schon seit Monaten tun: Die gegnerische Armee langsam, aber zielstrebig zwischen Luft- und Artillerieangriffen, unterstützt von kleinen Kommandoaktionen, zerreiben. Dabei müssen wir - neben den Zivilisten beider Seiten - auch unsere eigenen Truppen bestmöglich schonen. Herr von Clausewitz würde mich bzw. uns für diese Abnutzungsstrategie heftigst schelten, denn nichts war ihm mehr zuwider als ein Abnutzungskrieg. Freilich kannte er auch noch nicht solche Bündnis- und Bürokratiemonster wie die NATO mit ihren so spezifischen militärischen Auslösemechanismen. Leider wird also der Fleischwolf oder "meatgrinder" weiter betrieben werden müssen.
15.08.2025 Wir fliegen gerade von Anchorage zurück nach Moskau - Zeit, noch ein paar Eindrücke von diesem zweiten "Gipfeltreffen" mit Herrn Trump festzuhalten. Seit dem letzten Treffen 2018 in Helsinki wirkt T. politisch erfahrener, wobei er seine schon damals herausragenden PR-Fähigkeiten nicht verloren hat. Schon die Wahl des Ortes - eine Luftwaffenbasis in Alaska - war von seinem Standpunkt aus gesehen genial: Weit genug von der US-Hauptstadt entfernt, um die Medienmeute aus Washington auf ein erträgliches Mass reduzieren zu können, gleichzeitig aber vollkommen unter der protokollarischen und "optischen" Kontrolle der Trump-Mannschaft. Immer noch wirkt T. mental voll fit, ganz im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger. Aber auch die Lücken im geschichtlichen und politischen Verständnis sind die gleichen geblieben; es scheint, als habe er seine diesbezüglichen Kenntnisse hauptsächlich aus Hollywood-Filmen bezogen. Lawrow und ich haben uns redlich bemüht, nochmals die Genese des Ukraine-Konflikts zu erläutern, für den Moment vielleicht mit Erfolg. Aber man darf auch nicht vergessen, das T. trotz aller zur Schau getragenen Unberechenbarkeit tief in das Netz der US-Eliten eingebunden ist - das, was man dort "swamp", "donor-controlled territory" oder "deep state" nennt. Unsere Standpunkte bezüglich Ukraine haben wir vom ersten Tag an klar benannt, und wir werden in den Kernpunkten (Neutralität, Entwaffnung...) auch nicht davon abweichen. Gott gebe, dass Trumps vermutlich echter Widerwille gegen die Fortsetzung des Krieges die Oberhand behalten möge.
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Heute, der 31.04.2035, im Archivkeller Professor Tarantogas "Archivkeller"war leichter zu finden, als angenommen: Der Besitzer hatte einst in grossen Lettern KNOW YOUR ENEMY ! auf die Eingangstür gepinselt. Kurz vor seiner Abreise nach Asien hatte mir Tarantoga den Schlüssel zu diesem Keller geradezu aufgedrängt. Bei meinem ersten Besuch dort, einem erstaunlich tief in den weichen Stein hineingetriebenen ehemaligen Winzerkeller, staunte ich über die Unmengen an alten Büchern, vergilbten Zeitungen und Zeitschriften, die der sammelwütige Professor da angehäuft hatte. Auch über die Regale mit allerlei Krimskrams, zu dem wohl nur Tarantoga selber sagen könnte, warum diese Sachen ihm aufhebenswert erschienen. Allerdings - das Regal mit den Konservendosen aus aller Welt, die er wohl nur der bunten und vielsprachigen Banderolen wegen gesammelt hatte, sollte mir noch sehr nützlich werden - aber ich greife voraus. Jedenfalls - obige Auszüge aus den Tagebuch-Veröffentlichungen der Sternstreifen-ILLU basieren auf jenen Archivfunden. Im Archiv fand ich ebenso Exemplare des Magazins STERN aus dem Jahre 1983, als man dort mit grossem Getöse die Entdeckung der "Hitler-Tagebücher" bekanntgab - und wenige Wochen später zugeben musste, dass alles eine Fälschung eines begabten Kunstmalers namens Konrad Kujau war. Die "Putin-Tagebücher" scheinen mir, soweit ich mich an die gar nicht so goldenen 20er-Jahre erinnern kann, vom Inhalt her jedenfalls nicht unplausibel. Den alten Ratschlag "know your enemy" scheinen die politischen und medialen Eliten im Westen damals jedoch gründlich vergessen zu haben. Einerlei: Ob die "Putin-Tagebücher" eine Fälschung wie damals in den 1980ern sind, werden wir wohl nie mehr erfahren, weil...
Weil es der Zufall wollte, dass ich mich vor drei Wochen zum Archivkeller begab, um dort ein paar persönliche Dokumente zu deponieren - angesichts der eskalierenden weltweiten Krisen schien mir das ratsam. Während ich noch im Keller nach einem günstigen Platz suchte, hörte ich aus dem Radio die Ansprache des neuen "Supreme NATO Commander Global", dass der "ultimative Vergeltungsschlag" jetzt ausgelöst sei. Als ich bald von draussen ein ungewohntes Donnern und Grollen hörte, trat ich vor die Kellertür und wurde Zeuge eines wohl einzigartigen Schauspiels: Feurig glühende Streifen am Himmel zogen von West nach Ost und umgekehrt - vermutlich die Flugbahnen der nuklear bestückten Interkontinentalraketen. Auch ein im Vergleich dazu geradezu gemächlich über den Himmel ziehendes Flugobjekt - wohl ein Marschflugkörper - konnte ich erkennen. Als der erste Nuklearblitz und wenig später der charakteristische Atompilz am Horizont erschien, habe ich mich in den hintersten Winkel des Kellers geflüchtet. Vom Rest will ich schweigen - die Tage seitdem verbringe ich zumeist im Keller, weil der Anblick der verwüsteten Landschaft draussen allzu deprimierend ist. Derweil ernähre ich mich vom Inhalt der erwähnten Konservendosen. Manchmal bleibt der Inhalt derselben ebenso undefinierbar wie die Aufschriften in fremden Schriftzeichen. Aber statt über den Geschmack zu lamentieren, sollte ich wohl eher Professor Tarantoga für die Überlassung des Kellers samt Inhalt danken. Oder doch nicht? Das Radio ist seitdem stumm, und langsam beginnen mir die Haare auszufallen... - - - - - - - - -
Nachwort: In dieser Satire über Plagiate und Fälschungen ist auch die Figur des weltenreisenden Professors Tarantoga "ausgeliehen", nämlich vom polnischen Schriftsteller Stanislaw Lem. (22.11.2025)
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*1 vergleiche den Film "Stonk", BRD 1992 *2 vergleiche den Film "A few Good Men", USA 1992 *3 vergleiche den Film "The Deer Hunter"; USA 1978 *4 Möglicherweise bedeutet der kyrillische Schriftzug doch etwas anderes? *5 Auch die Kloschüsseln kamen an die Reihe, vgl. den KN-Code 6905-90 in diesem Dokument eur-lex.europa.eu |
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