"World Targets in Megadeaths" - oder:

von MAD zu RAD






1. Im Jahre 1964 kommt Stanley Kubricks bitterböse Atomkriegssatire "Dr. Strangelove or How I learned to stop worrying and love the bomb" *1 in die Kinos. Mit voller Absicht im eigentlich schon damals unmodernen Schwarz-Weiss gedreht, laufen in diesem Film nicht nur die damaligen Stars wie Peter Sellers, George C. Scott oder Sterling Hayden zur Hochform auf, sondern auch damals eher unbekannte Darsteller wie Slim Pickens oder James Earl Jones. Und manch visueller Einfall wie der prägnant designte unterirdische "war room" wurden so vorstellungs-prägend, dass sogar der frisch gewählte US-Präsident Ronald Reagan bei seiner Einführungs-Tour durch das Pentagon nach eben diesem "war room" fragte und hoch enttäuscht war, dass es diesen in Wirklichkeit gar nicht gab *2.

Aber dies soll keine reichlich verspätete Flmkritik werden. Denn der Film ist sozusagen "nebenbei" eine Dokumentation nicht nur der damaligen Technik, sondern der Abschreckungsdoktrin des "Kalten Krieges" überhaupt.

Peter Sellers bzw. der titelgebende Dr. Strangelove fasst die Essenz dieser Abschreckung fast schon lehrbuchhaft zusammen:

"Deterrence is the art of producing in the mind of the enemy... the fear to attack." *3

Nach 1945 sahen sich die USA und die Sowjetunion, im Weltkrieg noch "Waffenbrüder", zunehmend in einem antagonistischen Wettstreit um Führung immer weiterer "Einfluss-Sphären", ja vielleicht sogar um die "Weltherrschaft". Die USA waren aus dem zweiten Weltkrieg zwar als die einzige "Atommacht" hervorgegangen, allerdings mit einem Ende 1945 einsatzfähigen Bestand von NULL Atombomben, der sich dann bis 1950 auf wenige Dutzend steigern sollte. Leyley Groves, der organisatorische Leiter des "Manhattan"-Projektes, hielt die Sowjetunion ausgangs des Krieges für ausserstande, auch nur innerhalb von Jahrzehnten mit den USA gleichzuziehen ("...die sind auf dem Stand von Ochsenkarren"). Die UdSSR überraschte die Welt jedoch schon 1949 mit der Zündung der ersten "roten" Atombombe, von den Amerikanern fast liebevoll "Joe-I" (für Josef Stalin) genannt.

In der Folge kam es zum bekannten "atomaren Wettrüsten", in dem neben den ursprünglichen Kernspaltungsbomben dann immer mehr auch Kernfusionsbomben hergestellt wurden. Zur Zeit der Entstehung des Filmes "Dr. Strangelove" hatten USA und UdSSR schon mehrere Tausend Sprengköpfe angehäuft. In den USA mit ihrer Vorliebe für eingängige Akronyme hatte sich dann auch der Begriff "mutual assured destruction" (gleichmässig gesicherte Vernichtung) oder eben MAD für diesen Zustand eingebürgert.



2. In besagtem Film hat der Luftwaffengeneral "Turgidson" eine mit "World Targets in Megadeaths" betitelte Mappe vor sich liegen (siehe obenstehendes Foto). Ob es in der Realität solche Mappen gab, ist unbekannt - aber Kubrick hatte den Begriff einem realen Pentagon-Papier entnommen. Offensichtlich machte es die Logik der "mutual assured destruction" erforderlich, die möglichen Ziele auch nach der Anzahl der zu erwartenden Toten - eben in "megadeaths" oder Millionen Toten - zu gruppieren. Dass es bei der Führung eines "thermonuklearen Krieges" letztendlich um Massenmord in allergrösstem Umfang geht, macht im Film ausgerechnet die Figur des US-Präsidenten "Muffley" deutlich: Auf den Vorschlag, der eigenmächtig von einem Stützpunkt-Kommandanten mit Atomschlags-Auftrag gen UdSSR in Marsch gesetzten Bomberstaffel die gesamte restliche Bomberflotte nachzuschicken, reagiert er mit den Worten "Ich will nicht als der grösste Massenmörder seit Adolf Hitler in die Geschichte eingehen!".

Wieso ging es eigentlich nach den damaligen Strategen um MUTUAL assured destruction, also GLEICHMÄSSIG gesicherte Vernichtung? Dahinter stand die Vorstellung, dass ein wie auch immer durch Atomwaffen verheertes Land, sofern es nach dem Erstschlag doch noch ein Kontingent an weiteren Atomwaffen zum Einsatz bringen könnte, dann ja trotzdem "Sieger" der militärischen "Auseinandersetzung", des dritten Weltkrieges also, werden könnte. Wolle man dies verhindern, müsse man permanent "gleichziehen", könne sich also keine wie auch immer geartete "Lücke" leisten.

Offenbar sind Politiker und Militärs beider Seiten dieser Logik seit den 1950er Jahren gefolgt, das Wettrüsten (und denkbare Pannen) hielten die Welt bis mindestens in die 1970er Jahre in Atem. Es wurde aber auch unübersehbar, dass die Sache auch riesige Produktionskapazitäten für die Herstellung von immer neuen Sprengköpfen, Bombern und Raketen in Beschlag nahm, deren Endprodukte man ja - hoffentlich - eigentlich nie würde einsetzen können. Oder anders gesagt: Es wurde teuer, und (vergleichsweise) vernünftige Politiker begannen mit Abrüstungsgesprächen.

Es folgten die Verhandlungen und Verträge, die heute mit anderen Akronymen - START, SALT, INF etc. - in den Geschichtsbüchern stehen, und die der Verschwendung von Millionen und Milliarden Arbeitsstunden für die Konstruktion und Fertigung immer perfekterer Tötungsmaschinen wenigstens Grenzen setzten.

All dies schien 1989, mit dem "Fall des eisernen Vorhangs" und der Auflösung des sogenannten Ostblocks, Geschichte zu sein. Damals gab es die Versicherung von USA und (noch-)UdSSR, dass man in den Atomwaffenträgern die jeweiligen Zieldaten "gelöscht" habe und es also nicht mehr zu einem versehentlich ausgelösten Atomkrieg kommen könne.



3. Die Erleichterung, die diese Ankündigung damals in der publizierten Öffentlichkeit auslöste, habe ich nicht nachvollziehen können. Auf den PCs dieser Zeit fand Datenaustausch zwar hauptsächlich über langsame Disketten stand, aber selbst mit so einfacher (ziviler) Technologie wäre ein Wiederherstellen der Zieldaten natürlich innerhalb von Minuten zu bewerkstelligen gewesen. Die Ankündigung hatte also wenig Substanz, aber insofern sie zur Beruhigung der Menschen diente, war sie vielleicht entschuldbar.

Gehen wir aber zuerst wieder etwas zurück in der Geschichte zu einem Mann, der als ausgebildeter Militär taktisch und strategisch zu denken wusste, aber als ausgesprochen politischer Kopf schliesslich für Jahrzehnte die Geschicke seines Landes (mit-)bestimmte: Es geht um General de Gaulle, der bei seinem Amtsantritt 1958/59 nun ausgerechnet von einer "sozialistischen" Regierung das Projekt einer eigenständigen französischen Nuklearmacht geerbt hatte. Bald von de Gaulle mit Nachdruck verfolgt, produzierten in der Folgezeit Dutzende Reaktoren im Lande das dafür notwendige Material, und zahlreiche Wissenschaftler waren in das Projekt eingespannt. Kritikern, die sein Projekt wahlweise als grössenwahnsinnig oder als lächerliches Statussymbol (Stichwort "bombinette") verspotteten, hielt er im Dezember 1961 folgendes entgegen:

"Dans dix ans, nous aurons de quoi tuer 80 millions de Russes. Eh bien je crois qu'on n'attaque pas volontiers des gens qui ont de quoi tuer 80 millions de Russes, même si on a soi-même de quoi tuer 800 millions de Français, à supposer qu'il y eût 800 millions de Français."

("In zehn Jahren werden wir etwas haben, womit wir 80 Millionen Russen töten können. Ich glaube nicht, dass man ein Volk angreift, welches die Fähigkeit hat, 80 Millionen Russen zu töten, selbst wenn man 800 Millionen Franzosen töten könnte, vorausgesetzt, es gäbe 800 Millionen Franzosen.“)

Typisch für de Gaulle die Wendung ins leicht Surreale ("...800 Millionen Franzosen..., vorausgesetzt, es gäbe 800 Millionen Franzosen"). Wichtig für diese Betrachtung ist aber, dass de Gaulle dem "mutual" hier ja eine ausgesprochene Absage erteilt - ihm scheint zu reichen, dass Frankreich damit drohen kann, die Hälfte aller Russen zu töten, auch wenn die Sowjetunion offensichtlich fähig wäre, in einer hypothetischen Vergeltung alle Franzosen, ja vielleicht ganz Westeuropa, zu vernichten. Übrigens auch bemerkenswert, dass de Gaulle den Zweck der Waffen auch nicht mit irgendwelchen euphemistischen Beschreibungen zu verdecken suchte, sondern ganz klar von "töten" sprach. *4

Interessanterweise scheint, noch 60 Jahre später, der nordkoreanische Führer Kim Jong-Un ähnliche Überlegungen zur Grundlage seiner Nuklearstrategie zu machen *5.



4. Ein Fakt, den de Gaulle und seine Zeitgenossen vermutlich nur erahnen konnten, wurde erst in den 1980er Jahren zur wissenschaftlich bestätigten Tatsache - ironischerweise aufgrund des verstärkten Interesses an Klimaforschung. Studien zur Auswirkung von grossvolumiger Eintragung von Staub und klimaaktiven Gasen, angewandt auf die zu erwartenden Mengen eines Nuklearkrieges, wurden bekannt. Eine starke, langanhaltende Abkühlung *6 des gesamten Planeten Erde in der Grössenordnung von 15 bis 25 Grad würde die Folge sein. Der so ausgelöste "nukleare Winter" würde um ein vielfaches schlimmere Folgen haben als etwa der Vulkanausbruch des Tambora in Indonesien im Jahre 1815, der noch in Europa und Nordamerika zum sogenannten "Jahr ohne Sommer" samt entsprechenden Ernteausfällen führte.

Wir können also mit hoher Sicherheit behaupten, dass der von den MAD-Strategen durchgeplante "nukleare Schlagabtausch" zum Untergang nicht nur der eigentlich kriegführenden Länder, sonder weiter Teile der Erde führen würde. Der leider inflationär gebrauchte Begriff "vom Ende der Welt, wie wir sie kennen" wäre dann wohl zutreffend.

Mithin ist die Vorstellung von einem bis zum "Endsieg" auszufechtenden nuklearen Krieg noch absurder, als sie es Anfang der 1960er Jahre schon war, "MAD" ist noch verrückter als damals.



5. "Die richtige Geschichte ist 100 Divisionen wert!" - diesen Hitler zugeschriebenen Satz können wir auch auf ein Ereignis der jüngeren Geschichte anwenden, welches die Welt "an den Rand eines Nuklearkrieges" gebracht hat. Es geht um die sogenannte Kuba-Krise von 1962. Die Darstellung, die im Westen in Zeitungsartikeln, dutzenden TV- und Kinofilmen und auch in diversen historischen Abhandlungen seither vorherrscht, geht in Kurzform etwa so:

- Die Sowjetunion nötigt ihren neugewonnenen Vasallen, das Castro-Kuba, dazu, Startplätze für atomar bestückte Mittelstreckenraketen auf dem Boden der Karibikinsel bereitzustellen.

- Der sowjetische Führer Chruschtchow lässt die Atomraketen per Schiff nach Kuba bringen und dort installieren.

- Diese neuen Raketen stellen eine existentielle Bedrohung für die USA dar, weil sie - im Gegensatz zu den strategischen Bomberflotten und den Interkontinentalraketen - im Einsatzfalle nur eine Vorwarnzeit von wenigen Minuten gestatten würden.

- Der junge, charismatische Präsident der USA (Kennedy) erfährt gerade noch rechtzeitig von der Aufstellung der Waffen und handelt kaltblütig, entschlossen, aber auch umsichtig. Eine sofort verhängte Seeblockade verhindert die Komplettierung der Raketenflotte.

- Innerhalb von 2 Wochen wird die Krise, nach einer hochdramatischen Abfolge von Ereignissen, durch Nutzung unkonventioneller Nachrichtenkanäle (persönliche Briefe, Radiokommuniques etc.) beendet.

- Chruschtchow lässt die Raketen abmontieren, und der Friede der "freien Welt" ist wieder garantiert.

- In den ernsthafteren Schilderungen kommt dann als Nachsatz oder Epilog die Tatsache zur Sprache, dass Teil des neuen "Deals" zwischen Kennedy und Chruschtchow die Rücknahme der von den USA bereits 1959 in Italien und der Türkei stationierten, atomar bestückten Mittelsteckenraketen vom Typ Jupiter ist.

Soweit die Geschichte, wir wir sie schon gefühlt "tausendmal" gehört haben, und die deswegen ja stimmen muss - oder? Man kann die Geschichte freilich auch von einem anderen, dem "östlichen" Standpunkt aus erzählen, wobei diese Version den Vorteil hat, chronologisch korrekter zu sein, weil sie den Nachsatz der ersten Geschichte zum Startpunkt macht:

- Die von den USA 1959 in Italien und der Türkei aufgestellten, atomar bestückten Mittelsteckenraketen vom Typ Jupiter bedrohen die UdSSR aus den gleichen Gründen existentiell: Die radikal verkürzte Vorwarnzeit verschafft den USA in einer denkbaren Krise unter Umständen eine Erstschlagskapazität, die die Sowjetunion eigentlich nicht dulden kann.

- Die Sowjet-Führer sind auf der Suche nach einer Möglichkeit, diesen strategischen Vorteil der USA in gleicher Art auszugleichen. Dabei kommt Ihnen das Regime des jungen Fidel Castro, der nach einer erfolgreichen Revolution 1959 die Macht auf der Insel erringen konnte, schliesslich entgegen. Von den USA mittels umfassender Wirtschaftsblockade in die Ecke gedrängt, lässt er die Aufstellung der sowjetischen Raketen auf Kuba zu (nach anderer Lesart drängt er die Sowjetführung geradezu zu diesem Schritt).

- Der weitere Verlauf ist dann ziemlich genauso wie in der ersten Geschichte.

- Die Interpretation des Epilogs der "westlichen" Geschichte ist dann aber wieder anders: Durch die von beiden Seiten vollzogene Rücknahme der atomaren Mittelsteckenwaffen ist der "status quo ante", das strategische Gleichgewicht namens "MAD", wieder (annähernd) hergestellt.

Unzweifelhaft haben sich die Sowjet-Führer auch nach dieser Lesart in ein hochriskantes Pokerspiel eingelassen. Es gibt freilich einige Punkte, die dafür sprechen, dass da sehr rational vorgegangen wurde. Denn weder die Anlieferung noch die Aufstellung der Raketen wurde wirklich geheim gehalten - im Gegenteil, die historischen Aufnahmen zeigen auf den Decks der Transportschiffe unschwer als Raketencontainer identifizierbare Objekte, obwohl man sie doch ebensogut unter Deck hätte verstauen können (zur Not in Teilen). Auch die Fotos von den Startbasen zeigen vor allem die Abwesenheit von Tarnnetzen oder tarnenden Behelfshallen, die man auch unter der Bedingungen der Karibik sicher unschwer hätte nutzen können. War das alles also vielleicht bewusst inszenierte Drohkulisse, um die USA zum schlussendlichen Ergebnis (beiderseitiger Abzug) zu drängen? Hier mag mancher entgegnen: "Aber der Abschuss des U2-Aufklärungsflugzeugs?" Der war nun allerdings sehr real, die Trümmer kann man immer noch in einem kubanischen Museum besichtigen. In die Geschichte von der Inszenierung würde es dennoch passen - als Erinnerung daran, dass man einen evt. Angriff der US-Luftwaffe sehr verlustreich würde gestalten können.



6. Wir können auch den Bogen wieder nach Frankreich schlagen, wo ein Teil der so kostbaren atomaren Sprengköpfe auf Kurzsteckenraketen vom Typ Pluton bzw. Hades installiert waren. Gegen diese Raketen, die ja theoretisch gegen die sowjetischen Streitkräfte in der DDR hätten eingesetzt werden können, hat die UdSSR nie etwas eingewendet, ebensowenig wie gegen die atomare "force de dissuasion". Warum? Offenbar hat man auf sowjetischer Seite ein Verteidigungskonzept für durchaus legitim gehalten, ebenso wie eine Erweiterung desselben um eine reine (nukleare) Abschreckungswaffe.

Der wesentliche Unterschied zwischen den Raketen der französischen Atom-U-Boote und den Jupiter-Raketen in der Türkei war eben die Frage, wer da jeweils "am Drücker" sass. Im einen Fall ein Land, dass für seine eigene Verteidigung den Einsatz schrecklichster Waffen androhte, aber jede fahrlässige Nutzung der Atommacht mit dem eigenen Untergang bezahlt hätte. Auf der anderen Seite ein Land, dass zwischen sich und dem ideologischen Feind tausende Meilen Ozeans, noch dazu eine Kette von eigenen Militärstützpunkten auf Dutzenden von Ländern wusste, und in dessen militärischer und politischer Führung auch nicht wenige Proponenten eines prophylaktischen Erstschlags agierten.

Und da sind wir unvermittelt auch wieder beim Film "Dr. Strangelove", dessen die ganze Handlung auslösende Figur "General Ripper" sowie der zum "Nachsetzen" drängende "General Turgidson" nun unverkennbar Züge des real existierenden US-Generals Curtis LeMay zeigen.

LeMay hatte sich auf dem pazifischen Kriegsschauplatz einen Ruf erworben als brillianter Luftkriegs-General. Seiner schonungslosen Ausbildung der B29-Bomberbesatzungen ist zu verdanken, dass ab 1945 eine japanische Stadt nach der anderen im Hagel von Spreng- und Brandbomben unterging. Am berühmtesten dabei der Angriff auf die Hauptstadt Tokio vom 9. März 1945, der mehr unmittelbare Todesopfer zur Folge hatte als die späteren Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (mindestens 80'000).

Zu den Maximen LeMay's gehörte der Satz "...einen Krieg gewinnt derjenige, der mehr Leute des Gegners umbringen kann, als der Gegner eigene!" Nach dem Weltkrieg wurde LeMay schliesslich zum Oberkommandierenden des "Strategic Air Command", welches im Fall der Fälle jenen Atombombenschlag gegen die Sowjetunion durchzuführen gehabt hätte, der im Film mit so beklemmender Detailtreue durchexerziert wird. Auch diese Truppe machte er mit der ihm eigenen Effizienz zur vermutlich besttrainierten Luftflotte der Welt.

Mit dem oben schon erwähnten General Groves teilte er jene Mischung aus Verachtung und Misstrauen gegenüber den "Russkis". Schon 1949 hatte er in einem Memorandum die "Enthauptung" des kommunistischen Gegners durch Abwurf aller damals überhaupt vorhandenen US-Atombomben (rund 130) auf die wichtigsten Städte der Sowjetunion vorgeschlagen (wir erinnern uns: 1949 arbeitete die UdSSR noch am Test ihrer allerersten Atombombe). Aber er beliess er nicht bei Denkschriften, sondern ordnete gelegentlich eigenmächtig erweiterte Aufklärungsflüge über dem Ostblock an, die eben nicht nur die jeweiligen Besatzungen in Lebensgefahr brachten, sondern auch sehr wohl den dritten Weltkrieg hätten auslösen können.

Und an dieser Stelle kommt Robert McNamara ins Spiel, der frischgebackene Verteidigungsminister John F. Kennedys. Aus der Zeit der Kuba-Krise stammt folgendes Zitat: "Es ist mir klargeworden, daß die Vorschläge der Air Force auf dem Ziel beruhen, eine Erstschlagsfähigkeit zu erreichen."

Nun kann es durchaus möglich sein, dass es irgendwo auch einen russischen "LeMay" mit ähnlichen Vorstellungen von prophylaktischen Enthauptungsschlägen und Nach-dritter-Weltkriegs-Weltherrschaft gab. Im Unterschied zu LeMay hätte er aber militärisch-technisch von einer ganz anderen Position aus agieren müssen. Denn die UdSSR hatte zu keinem Zeitpunkt des kalten Krieges jemals eine Übermacht an Sprengköpfen, Bombern oder anderen Trägersystemen. Und vielleicht hätte er auch eine Äusserung von Präsident Kennedy aus jenen Tagen der Kuba-Krise ernster genommen:

"We will not prematurely risk the course of world wide nuclear war, in which even the fruits of victory would be ashes in our mouth." *7



7. Aber ist das alles nicht kalter Kaffee, längst vergessene Kalter-Kriegs-Dramoletten ohne Bezug zur Wirklichkeit im 21. Jahrhundert? Leider nein, denn obwohl es einige Abrüstungs-Erfolge gegeben hat, haben die Mächte USA und Russland immer noch Tausende von Nuklearsprengköpfen in ihren Arsenalen, und auch eine Vielzahl an Trägersystemen. Sicher muss man deshalb nicht in Panik verfallen, aber die Gefahr eines "unabsichtlichen" Atomkrieges ist - wenn überhaupt - heute nicht signifikant geringer als 1983, als sich Hundertausende im Bonner Hofgarten versammelten, um gegen die sogenannte "Nachrüstung" zu demonstrieren. Und zu den anerkannten, mit permanenten Sitz im UN-Weltsicherheitsrat ausgestatteten Atommächten USA, Russland, Grossbritannien, Frankreich und "Rot"-China haben sich eine Reihe kleinerer Staaten gesellt, die ebenfalls Atomwaffen "angeschafft" haben: Israel, Indien, Pakistan, Nordkorea (und vielleicht auch bald Saudi-Arabien?).

Die letztgenannten Staaten (Indien, Pakistan, Nordkorea) zeigen, dass es auch rund 50 Jahre nach de Gaulles Tod für manche Staaten Anreize gibt, sich eine nukleare Abschreckung zuzulegen.

Russland ist unter den genannten Staaten ein Sonderfall, weil es als Nachfolger der UdSSR den Grossteil des atomaren Arsenals geerbt hat, aber nach den Umwälzungen des Ostblock-Zerfalls nicht mehr als "Supermacht" bezeichnet werden kann. Andererseits ist es trotzdem der einzige Staat aus dem "Club" der Nuklearmächte, der vor einer Konfrontation mit der USA nicht auf jeden Fall zurückschrecken müsste. Ein Nuklearkrieg zwischen den USA und Russland wäre, auch ohne Berücksichtigung des nuklearen Winters, auf jeden Fall eine Menschheitskatastrophe. Aber ob die USA aus diesem Armageddon noch irgendwie arbeitsfähig hervorgehen, sich gar als "Sieger" präsentieren könnten, wäre höchst ungewiss.

Das Schicksal hat also dem russischen Präsidenten eine ungeheure Verantwortung in die Hand gelegt. War unter Präsident Jeltzin höchst unklar, ob dieser sich angesichts fundamentaler Krisen nicht in ein alkoholisches Nirwana geflüchtet hätte, ist sein Nachfolger Vladimir Putin sehr klar eine andere, nüchternere Kategorie. Wäre Putin ein pazifistischer Idealist, so hätte er natürlich nach Amtsantritt die baldige Verschrottung *8 aller Nuklearsprengkörper anordnen können. Gerade als Pazifist würde ich aber feststellen, dass wir hier in Europa froh sein sollten, dass er es nicht tat. Denn ohne die russische "Bedrohung" hätten die US-Amerikaner wohl schon längst die (selbstbetriebenen) Krisen in Georgien und der Ukraine genutzt, um die "pax americana" mit Bombenteppichen auch in Europa einzuführen.



8. Die Führung Russlands, davon kann man ausgehen, macht sich also durchaus Gedanken um eine nukleare Strategie für das 21. Jahrhundert. Welche Parameter werden wohl in die Überlegungen eingehen?

Da ist zum einen die einzige verbliebene Supermacht USA, die sich aber "mit der Frivolität alternder Grossmächte" (S.Haffner) in immer neue kriegerische Auseinandersetzungen stürzt. Und deren übergross gewordene Rüstungsindustrie immer grössere Anteile am BIP der USA, aber auch der "Partnerländer" einfordert (siehe die eigentliche total sinnfreie Setzung des "2-Prozent-Zieles" der NATO).

Andererseits ein EU-Europa, dass ein Gegengewicht zu den USA hätte darstellen können, sich aber nicht aus der NATO lösen kann und dementsprechend auch nicht wirklich unabhängig von den USA agieren kann. Das aus denselben Gründen (Umsatzausweitung der Rüstungsindustrie) kritiklos das 2%-Ziel übernommen hat und wenig strukturiert an eigenen Verteidungs-Untersystemen (PESCO) bastelt. Aber auch ein EU-Europa, dass den Mitgliedsstaaten immer mehr Kompetenzen entreisst, so dass die strenge nationale Disziplin, der etwa das französische Atomarsenal unterworfen war, zu zerfliessen droht (erkennbar an den lauter werdenden deutschen Forderungen, die "force de frappe" einem gemeinsamen Kommando zu unterstellen).

Un da ist vor allen Dingen China, dessen beispiellose wirtschaftliche Aufholjagd der letzten Jahrzehnte nicht nur die Führung, sondern wohl auch das Volk recht selbstsicher gemacht hat und das - zurecht - immer mehr Mitsprache einfordert und sich ausländische Einmischung im Nahbereich (Stichwort südchinesisches Meer) nicht mehr bieten lassen will.

Daneben, vielleicht nicht so sehr im Fokus, die kleineren Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, denen man im Sinne einer eigenständigen Entwicklung nur eine Politik der Loslösung von den USA wünschen kann.

Wenn Russland in dieser "multipolaren" Welt eigenständig bleiben will, sich nicht Diktaten fremder Mächte unterwerfen will - welche Rolle ergibt sich daraus für die russische Atomstreitmacht?

Nun - zuallererst muss sie überhaupt einsatzfähig bleiben, also dafür sorgen, dass alle "Trägersysteme" funktionieren und die Nuklearwaffen selbst immer überprüft und gewartet werden. Und man muss dafür sorgen, dass die Waffen selbst für die überlegenste denkbare gegnerische Macht, also die USA, eine ernst genug zu nehmende Bedrohung darstellen, dass sie von einem nuklearen "Enthauptungsschlag" gegen Russland Abstand nehmen. Dafür wiederum ist weniger eine zahlenmässige Parität auf irgendwelchen Feldern (Anzahl der Raketen, Anzahl der Sprengköpfe etc.) wichtig als eine glaubhafte Einschlagswahrscheinlichkeit im Fall der Fälle. Mithin weg von MAD, der "mutual assured destruction", und hin zu RAD, der "reliably assured destruction" *9.

Und gemessen an den rüstungspolitischen Massnahmen Russlands in den letzten Jahren und den für die Zukunft veröffentlichten Plänen, geht man auch genau nach diesen Überlegungen vor. Zunächst wurden die unter Jeltzin vernachlässigten Waffensysteme renoviert, manche Träger (wie die Tupolew 160) sogar entmottet, und die Besatzungen wieder in ein reguläres Trainingsprogramm eingebunden. Und auch Forschung und Entwicklung von modernen und hochpräzisen Waffensystemen wurde wieder intensiviert. Ob jene im März 2018 von Präsident Putin auf einer relativ spektakulären Pressekonferenz vorgestellten "ultra-modernen" Waffensysteme ("Avangard", "Sarmat", "Kinschal", "Poseidon" etc.) wirklich die einzigartigen Fähigkeiten besitzen, die sie nach den präsentierten CGI-Filmchen haben sollen, ist natürlich ein Fall für Experten (oder wenigstens regelmässige Leser von "Jane's Defence Weekly").

Aber auch die harten Zahlen für das Verteidigungsbudget, welches - im Gegensatz zu dem der USA - sinkt, zeigen, dass es wohl wirklich um "Qualität" statt "Masse" geht.



9. Die USA wiederum schrauben nicht nur ihr allgemeines Rüstungsbudget im immer aberwitzigere Höhen (momentan ein Drittel der weltweiten Rüstungsausgaben oder das zehnfache der russichen) - neben der in gewisser Weise verständlichen laufenden Modernisierung ihrer Nuklearwaffen (siehe Fussnote *8) gibt es auch neue Projekte. Im Januar gab die US-Regierung bekannt, dass der neue "low-yield"-Sprengkopf namens W76-2 nunmehr den Status der Serienproduktion erreicht habe. Für diesen neuen Sprengkopf, dessen Explosivkaft auf rund 5 Kilotonnen TNT-Äquivalent geschätzt wird *10, gibt es eigentlich weder nach der MAD- noch nach der von mir "RAD" benannten Strategie einen Platz.

Scheinbar ist da eine ganz andere Denkrichtung am Werke, nämlich eine, die den Einsatz von Nuklearwaffen für gewisse Szenarien nicht nur für denkbar, sondern auch praktisch und real für durchführbar, vielleicht gar "notwendig" hält. Wenn also irgendwann der nächste Drittwelt-Diktator, wie einst Saddam Hussein, erst medial als "teuflisch böse" aufgebaut wird, könnte uns von der dann tätigen US-Regierung ein - sicherlich "chirurgisch präziser" - Atomschlag mit W76-2 als passende militärische "Antwort" verkauft werden. Und damit hätte die US-"bombinette" vermutlich ihren Hauptzweck erfüllt, nämlich den Atomwaffeneinsatz als irgendwie akzeptable Art der Kriegsführung zu etablieren.



10. Ein Spätsommertag in Japan 1945:

"8:15 Uhr: (Fliegeralarm in Hiroshima): Ein Mann, der auf den Stufen der Sumitomo-Bank saß, blickte nicht einmal auf …"

"8:16 Uhr: … ein grosser Feuerball, 550m im Durchmesser und in seinem Inneren 100 Millionen Grad Celsius heiß."

"Der Mann auf der Treppe vor der Bank war nicht mehr … aber etwas, das wie sein Schatten anmutete, war von dem gewaltigen Blitz auf die Granitstufen gezeichnet worden." *11

Es gibt noch weit eindringlichere Schilderungen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, noch dazu zahlreiche Film- und TV-Dokumentationen, deren Bilder freilich für empfindliche Menschen nicht zuträglich sind.

Atomwaffen auf dem Umweg über "low-yield"-Versionen wieder einsetzbar machen zu wollen, scheint mir deswegen eine noch absurdere Steigerung von "MAD" zu sein. Als 2009 der damalige US-Präsident Obama in mehreren, aufwändig inszenierten öffentlichen Reden von seiner Absicht sprach, die Welt möglichst bald "atomwaffenfrei" zu machen, war ich, wie viele andere auch, positiv überrascht. Noch überraschter war ich freilich, das jener Präsident Obama dann schon im Oktober desselben Jahres dafür den Friedens-Nobelpreis zuerkannt bekam.

Wie wir heute wissen, hat Obama - ausser viel warmer Luft zu produzieren - dann so gut wie nichts praktisches zur atomaren Abrüstung unternommen. Rückblickend wohl der "Friedens-Nobel", der mit dem geringsten Einsatz seitens des Preisträgers erworben wurde.



10. Kann man die Atomwaffen überhaupt abschaffen, oder sind sie eine Art Flaschengeist, den man, einmal erschaffen oder freigelassen, nicht mehr wieder "einfangen" kann? Offensichtlich gibt es, solange auch nur eine potentiell feindliche Nation Atomwaffen besitzt, für den Gegenpart keinen Anlass, auf die eigenen Waffen zu verzichten. Aber gerade für Atomwaffen gilt, dass man mit immer weniger Waffen wirklich mehr Frieden und Sicherheit schaffen kann, auch weil die Wahrscheinlichkeit eines unbeabsichtigten, "versehentlichen" Einsatzes deutlich sinkt, wenn es überhaupt weniger davon gibt *12. Und für so eine Reduktion gibt es - oder gäbe es - durchaus starke Anreize innerhalb der "klassischen", aber auch der neuen "Atommächte".

Denn die Unterhaltung der Arsenale ist sehr teuer. Wann immer es z.B. in Grossbritannien oder Frankreich zu Diskussionen um die nuklearen Waffensysteme kam, standen immer die immensen Kosten im Mittelpunkt, ironischerweise weit weniger als moralische oder sozusagen "staatsphilosophische" Überlegungen.

Die Spätphase des Kalten Kriegs mit ihren diversen Abrüstungsabkommen zeigt, dass Abrüstung - auch bei Nuklearwaffen - durchaus möglich ist. Freilich muss man dazu verhandeln und die dann geschlossenen Abkommen auch einhalten. Und insbesondere die jeweils stärkere Macht muss auch zu "vertrauensbildenden Massnahmen" bereit sein, die dem Gegenpart - langsam - die Furcht vor militärischem Angriff nehmen.

Nicht erst seit US-Präsident Trump das Ruder übernommen hat, ist die Politik der USA aber jeglicher Entspannung und Abrüstung entgegengesetzt. Jene "bombinette" namens W76-2, deren Serienproduktion ja schon lange vor Trump eingeleitet war, zeigt, dass zumindest ein Teil der Führung wieder an "Erstschlagsfähigkeit" oder "begrenztem Nuklearkrieg" bastelt. Mit der demonstrativen Aufkündigung internationaler Vereinbarungen wie dem Iran-Nuklear-Abkommen oder dem INF-Vertrag betreibt die Trump-Regierung das genaue Gegenteil von Entspannung *13.



11. In Stanley Kubricks Film endet die Geschichte damit, dass eine (aus Kostengründen!) angeschaffte "Weltuntergangsmaschine" ausgelöst und damit die ganze Welt vernichtet wird, während die "men in a bunker" über mögliche "Verteidigungs-Lücken" im Bergwerksstollen-Bau debattieren. Dargestellt wird dieser Weltuntergang durch schaurig-schöne Bilder von oberirdischen A- und H-Bomben-Tests, akustisch begleitet von dem in den 1940er Jahren in England beliebten Schlager "We'll meet again".

In der Zwischenzeit haben wir im Kino schon zahlreiche andere von Hollywood inszenierte Weltuntergänge konsumieren dürfen - nunmehr natürlich in Farbe und Dolby-Stereo. Es wäre eine genauere Untersuchung wert, weshalb gerade diese Bilder so eine morbide Faszination ausüben. Der "echte" dritte Weltkrieg aber würde wohl nicht so fotogen ausfallen, jene "Asche in unserem Mund", von der Kennedy sprach, wäre wohl noch der harmloseste Aspekt.

Es wäre an der Zeit, dass im 21.Jahrhundert Ziele und Instrumente der Entspannungspolitik von Politikern wieder verstanden und angewendet würden.



(Januar-Mai 2019)




*1 Deutscher Titel: "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben"


*2 Zumindest gibt es ihn nicht in dieser imposanten Form. Natürlich gibt es sowohl im Pentagon als auch im Weissen Haus verschiedene Lagebesprechungsräume.


*3 "Abschreckung ist die Kunst, im Hirn des Gegners die Furcht vor einem Angriff zu erzeugen."


*4 Frankreich bekam also seine "force de dissuasion" oder, wie sie gerade in Deutschland gerne bezeichnet wurde, "force de frappe". Die Errichtung derselben ging natürlich ebensowenig wie in den USA, der UdSSR oder Grossbritannien ohne Opfer vonstatten. Das Spektrum reicht von (vorsätzlich?) radioaktiver Verstrahlung ausgesetzten Soldaten, die in Übungen an den jeweiligen Testorten auf den Explosionsort hinmarschieren mussten, über die Wissenschaftler und Techniker, die sich in den geheimen Forschungslabors oft zu hoher Strahlung aussetzten, bis zu den zivilen Zeitarbeitern, die für Reinigungsarbeiten aller Art in den heissen Zonen militärischer und ziviler Reaktoren angeheuert wurden und werden.


*5 siehe Richard L. Parry's Artikel "Kims neues Reich" in der Le Monde Diplomatique Ausgabe April 2019


*6 Zyniker könnten das möglicherweise als "Ausweg aus der Klimakrise" empfehlen, denn das gegenteilige Phänomen - globale Erwärmung - beschäftigt ja seit einigen Jahren nicht nur "globale" Grosskonferenzen.


*7 "Wir werden nicht vorzeitig das Risiko eines weltweiten Nuklearkrieges eingehen, in welchem sich selbst die Früchte des Sieges in Asche in unseren Mündern verwandeln würden." Übrigens ein schönes Beispiel für die schon von Barbara Tuchman beobachtete Fähigkeit Kennedys, höchste moralische Prinzipien in hochklassige Rhetorik einzukleiden - aber leider allzu oft in der praktischen Politik gegen dieselben Prinzipien zu verstossen (vgl. Vietnam).


*8 Das "teuflische" an Nuklearwaffen ist, dass man sie auch garnicht so ohne weiteres vernichten kann. Konventionelle Munition kann man kontrolliert zur Explosion bringen oder alternativ auf der Drehbank zerlegen, die Metalle einschmelzen und die Sprengstoffe chemisch oder pyrolytisch beseitigen. Aber auch die "saubersten" Wasserstoffbomben enthalten neben Lithiumdeuterid auch ein Minimum an Plutonium, dass als Element eben nicht zu "vernichten" ist, höchsten unvollständig in Kernreaktoren zu anderen, radioaktiven Elementen umsetzbar. Somit ist es technisch gesehen meist einfacher, sie schlicht zu behalten oder je nach Anforderung als Materialquelle für neue Waffen einzusetzen. Was dann auch genau das ist, was die meisten Atommächte mit ihren Arsenalen tun.


*9 Diesen Begriff der "zuverlässig zugesicherten Vernichtung" stelle dafür ich als Arbeitsbegriff in den Raum.


*10 Angabe nach dem Artikel im Guardian vom Januar 2019: www.theguardian.com . Der Wert von 5 Kilotonnen würde etwa einem Drittel oder einem Viertel der Sprengkaft der "Hiroshima"-Bombe entsprechen.


*11 So schildert John Chaplin in der deutschen Ausgabe seines Buches "Wings and Space" den Atombombenabwurf vom August 1945.


*12 Das ist auch in kleinerem Rahmen gut ersichtlich. Als die Schweiz davon abkam, ihren Militärreservisten das Armeegewehr zur häuslichen Aufbewahrung zu überlassen, sanken die Zahlen an Suiziden und häuslichen Gewalttaten mit Schusswaffengebrauch deutlich.


*13 Möglicherweise eine Ausnahme bilden die Verhandlungen mit Nordkorea. Man kann darüber spekulieren, ob Mr. Trump sich mit einem irgendwie erfolgreichen "Deal" in dieser Weltregion sozusagen historische Reputation erwerben will oder wollte. Momentan sieht es aber so aus, als seien die Gespräche festgefahren.




www.truthorconsequences.de

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